Wer im Grand Hotel „Victoria-Jungfrau“ in Interlaken (Schweiz) zu Gast ist, genießt maximalen Komfort – auch bei der Temperierung der Zimmer und der Suiten. Daher wurden viel Räume in der jüngeren Vergangenheit modernisiert und klimatisiert. Der Bedarf an Klimakälte ließ sich zunächst durch Grundwasserkühlung decken, doch die reichte 2011 nicht mehr aus. Statt Leistung mit konventionellen Kaltwassererzeugern zu ergänzen, entschied sich das Hotelmanagement für eine Lösung mit Doppelnutzen: die BMS power Module. Sie erzeugen gleichzeitig Kälte und Wärme und führen so zu Einsparungen beim Fernwärmebezug.
Das Victoria-Jungfrau Grand Hotel & Spa in Interlaken hat Geschichte: Die namengebenden Hotels Victoria und Jungfrau verwöhnten bereits in den Jahren 1864 bzw. 1865 ihre Gäste – und diese Tradition setzt das Team des heutigen Grand Hotels fort. Zur Wohlfühlatmosphäre gehört auch eine angenehme Temperierung, sodass heute fast alle Zimmer und Suiten klimatisiert sind.
„Bis zum Jahr 2011 lieferte ausschließlich Grundwasser die Kälte für die Klimatechnik“, sagt Beat Wenger, der den Betrieb der Gebäudetechnik im Hotel verantwortet. „Doch mit der Modernisierung verschiedener Gebäudeteile wuchs die Zahl der klimatisierten Zimmer und somit auch der Kältebedarf.“ Der war allein mithilfe des Grundwassers nicht mehr zu decken.
Wachsender Bedarf an Klimakälte
Das Management entschied daher, mehr Kälteleistung installieren zu lassen. Eine erste Idee war, die Grundwasserkühlung aktiv zu unterstützen. Doch dies hätte relativ hohe Investitionen für eine Kältetechnik erfordert, die nur wenige Tage oder Wochen im Jahr sinnvoll genutzt wird.
Wärme und Kälte zeitgleich erzeugen und sparen
Die Experten der BMS-Energietechnik AG aus dem nahegelegenen Wilderswil schlugen daher eine Alternative vor, bei der das Grundwasser weiterhin als Umweltenergie genutzt werden und eine neue Anlage sowohl Klimakälte als auch Wärme bereitstellen kann. Kern dieser Lösung sind BMS power Module. Diese Module liefern je nach Anwendung sowohl Heizwärme als auch Kälte für die Komfortklimatisierung, für die Gewerbekälte oder für die Minuskühlung – im Idealfall Wärme und Kälte gleichzeitig. Dadurch wird ein viel höherer Wirkungsgrad erzielt als bei einer Wärme- und Kältebereitstellung mit separaten Anlagen.
Power-Module verringern den Bedarf an Fernwärme
Da im Gegensatz zu normalen Kaltwassererzeugern hier keine Abwärme entsteht, sondern Nutzwärme zum Heizen und zur Warmwasserversorgung des Gebäudeteils Jungfrau, war eine Einsparung bei den Fernwärmekosten von etwa 40.000 CHF zu erwarten (basierend auf den Energiepreisen von 2011). Das hat das Hotelmanagement überzeugt und es vergab den Auftrag an BMS-Energietechnik.
Die Wahl fiel auf zwei Sechszylinder-Module des Typs P200 mit einer maximalen Kälteleistungen von jeweils etwa 150 kW und bis zu 180 kW Heizleistung. „Mithilfe einer Frequenzregelung lässt sich die Anlagenleistung genau an den jeweiligen Bedarf anpassen“, erklärt Wenger.
Hoher Gleichzeitigkeitsfaktor dank Kälte- und Wärmespeicher
Im Frühling und Herbst genügt oft die vom Grundwasser bereitgestellte Kälteleistung, bei höheren Klimatisierungsbedarf steuern die BMS power Module Leistung zu. Damit beim Klimatisieren auch die Heizfunktion der Module genutzt werden kann, ist die Gebäudetechnik mit einem 5000 Liter fassenden Kaltwasserspeicher sowie vier 1750-Liter-Wärmespeichern ausgestattet.
Durch die Speicher lassen sich Heiz- und Kältebedarf von der Erzeugung entkoppeln. So können die Wärmespeicher zum Beispiel tagsüber, wenn viel Klimakälte abgefordert wird, mit geladen und die Wärme zeitversetzt abgegeben werden – zum Beispiel am folgenden Morgen, wenn viele Gäste duschen. Im Winter, wenn fast ausschließlich Wärme benötigt wird, dient das Grundwasser als Wärmequelle und die BMS power Module heben die Temperatur auf ein nutzbares Niveau an.
Mittlerweile mehr als zehn Jahre zuverlässiger Betrieb
Nach über einem Jahrzehnt erweisen sich die BMS power Module als eine robuste und effiziente Lösung. Dank der Auslegung nahe der Grundlast erreichen beide Module viele Jahresarbeitsstunden. „Die BMS-Module laufen oft und sehr zuverlässig“, berichtet Wenger.
Abwärme nutzen, statt sie an die Umwelt abzugeben
Wie flexibel die Module sich nutzen lassen, haben sie im Hotel schon gezeigt, wie Wenger berichtet, denn nach und nach wurden weitere Räume mit Klimageräten ausgestattet. „Heute sind etwa 180 der insgesamt 216 Zimmer und Suiten klimatisiert. Im Hotel-Bereich Jungfrau liefern das Grundwasser und die BMS-Module hierfür die Kälte. Im Haus ‚Trianon‘ haben wir vor fünf Jahren 42 Zimmer modernisiert und mit Klimaanlagen ausgestattet, im ‚Jungfrau‘ vor drei Jahren 44 Zimmer. Für diese zusätzlich klimatisierten Zimmer liefert ein separater Kaltwassererzeuger die Kälte. Aber seine Abwärme wird den Power-Modulen zugeführt. So brauchten wir kein Rückkühlwerk zum Abführen der Abwärme, sondern erhalten stattdessen Nutzwärme.“