Die Bildungseinrichtung Antonianum in Vechta erhielt eine neue Mehrzweckhalle. Die Wärmeverteilung erfolgt durch Heiz-Kühl-Elemente in einer besonderen Ausführung: Sie zeigen das Bild einer Baumkrone. Möglich wurde dies durch den Auftrag von Fotodruck.

 

Das fast 200 Jahre alte Gymnasium Antonianum umfasst einen Komplex aus sechs Einzelgebäuden, die zwischen 1928 und 1936 erbaut wurden. Hier werden derzeit rund 1.200 Schüler unterrichtet, dazu kommen noch etwa 700 Schüler der Kreismusikschule Vechta. In den vergangenen Jahrzehnten wurden immer wieder Baumaßnahmen durchgeführt, um die Lehr- und Lernbedingungen auf dem gewünschten hohen Niveau zu halten und den sich verändernden Ansprüchen wie Ganztagsbetreuung anzupassen.

Das neue Europahaus sollte neben der neuen Mehrzweckhalle u. a. eine Ausgabeküche mit Speisesaal und einem Klassentrakt beherbergen. Dazu bewilligte der Landkreis 6,5 Millionen Euro. Die Umsetzung lag in Händen des Landkreises Vechta als Schulträger bzw. bei dem Sachgebiet Gebäudewirtschaft als zuständige Fachabteilung.

Die Heizzentrale mit Hauptverteilung wurde im Zuge der Baumaßnahme erneuert.

Neubau neben Bestand

Die Unterverteilung im Europahaus wurde mit Hilfe der Zortström-Technologie konzipiert.Die neue Nutzfläche des Europahauses von rund 3.300 m² verteilt sich auf die lichtdurchflutete Pausenhalle mit 500 möglichen Sitzplätzen, Mensa, Klassenräume sowie den Trakt der Kreismusikschule. Sie verfügt erstmals über eigene Räume mit einer Gesamtfläche von 475 m². Erst nach intensiven Vorarbeiten bezüglich der Heiztechnik wurden die alte Pausenhalle und der Musiktrakt abgerissen. Die neue, mit einer gläsernen Front versehene Halle schließt auf der einen Seite an den Ursprungsbau an, das Deutschlandhaus. Auf der anderen Seite wurde ein zweigeschossiger Trakt errichtet. Die dort befindlichen Klassenräume konnten mit einer Lüftungsanlage ausgestattet werden, ebenso wie die Ausgabeküche inklusive Speisesaal.

Moderne Heizung und Wärmeverteilung
Der Komplex wird nun von nur einer Heizzentrale versorgt. Hier befinden sich zwei Gasbrennwertkessel mit je 593 kW sowie ein Hauptverteiler, in den Gebäuden befinden sich weitere drei Unterverteilungen. Bei der Verteilung im Europahaus wurde statt der üblichen Verteiler die Zortström-Technologie genutzt. Sie ermöglicht in diesem heterogenen Komplex eine bessere Steuerung und damit einen sparsameren Energieeinsatz. Eine zweite Heizzentrale mit einem Remeha-Gasstandkessel Eco mit 310 kW sowie ein BHKW ASV 21/46 des Herstellers Energiewerkstatt versorgt das Schwimmbad und die Sporthalle.

Für die Wärmeverteilung im Neubau setzte Planer Thomas Goldschmidt auf Deckenstrahlplatten von Best, auch aufgrund seiner langjährigen guten Erfahrungen mit dem Hersteller, der schon zahlreiche Schulen ausgestattet hat. Gewünscht wurde eine Strahlungsheizung, die schnell zu regeln ist und eine gute Reaktionszeit aufweist. Ergänzt wird dies durch die akustische Funktion der Deckenstrahlplatten. Bei einer anderen Beheizungsart hätten die Ansprüche an die Akustik getrennt und damit mit Mehrkosten umgesetzt werden müssen.

Alle Heiz-Kühl- bzw. Akustikelemente sind mit einem Ausschnitt einer Baumkrone versehen, sodass sich ein realistisches Gesamtbild ergibt.

Vorteile der Wärme von oben
Eine Deckenstrahlheizung beheizt den Raum zu zwei Dritteln über Strahlungswärme. Da die Temperatur der Umgebungsflächen angehoben wird und die Luftgeschwindigkeit sehr gering bleibt, kann die Lufttemperatur um bis zu 3 °C abgesenkt werden. Die Empfindungstemperatur, ein wesentliches Merkmal der Behaglichkeit, bleibt dabei gleich. Damit schafft die Deckenstrahlheizung einen äußerst effizienten und sparsamen Umgang mit Energie. Sie bietet kurze Aufheizzeiten aufgrund des geringen Speichervolumens und eine gute Regelbarkeit. Verschmutzungs- und vandalismusgefährdete Heizkörper fallen weg. Die Elemente sind praktisch wartungsfrei und weisen eine lange Lebensdauer auf. Diese Pluspunkte bestätigt auch Detlev Kathmann, Technischer Leiter des Antonianums.

Die Decke als Blickfang
Das Konzept für die 5 m hohe Pausenhalle umfasste nicht nur die funktionalen Aspekte, auch gestalterisch sollte der Raum wirken. So wurde von Architekt Heinrich Brinkhus der Plan entwickelt, die Deckenstrahlplatten mit Bildelementen zu versehen. Dazu wurde von einem Fotografen eine hochwertige Aufnahme einer Baumkrone erstellt, die von einem Fachunternehmen auf einen Akustikstoff gedruckt wurde. Dieser Stoff ließ sich auf die unbeschichteten Platten vom Typ HKE-EL aufbringen. Die Decke der Pausenhalle konnte mit aktiven und inaktiven freihängenden Deckensegeln ausgestattet werden, die in Gänze eine Baumkrone darstellen. Dabei wurden die einzelnen Bilder sehr genau aneinandergesetzt, kein Bild ist doppelt und die Führung der Äste äußerst realistisch. Damit stellt die neue Pausenhalle gestalterisch ein Unikat dar.
Für den gesamten Raum wurden 64,27 m² aktive HKE-EL mit einer Gesamtleistung von 16,9 kW eingesetzt, wobei pro Einzelelement eine Baubreite von 1.200 mm und 8 Registerrohre vorgesehen wurden. Sie wurden werkseitig mit einer 40 mm starken Wärmedämmung ausgestattet, die durch die Aufkantung von 90° gehalten wird. Dazu kommen 143,38 m² herkömmliche Akustikplatten. Alle aktiven Deckensegel kamen als gelochte Ausführung zum Einsatz, weil dies zusammen mit der Dämmung den gewünschten guten akustischen Effekt nach sich zieht.

Die in Reinweiß gehaltenen Elemente fügen sich harmonisch in die Decke ein.

HKE in Rasterdecken integriert
In den an die Pausenhalle angrenzenden Durchgangsbereichen und der Mensa hat man die Heiz-Kühl-Elemente in die Rasterdecken eingefügt. Hier wurden ungelochte Platten von 620 mm Breite mit 4 Registerrohren eingesetzt. Für die Fläche von insgesamt 55,80 m² wird eine Leistung von 15,4 kW angegeben. Durch die Aufkantung von 70°, die die Wärmedämmung hält, ließen sich die Platten exakt in die Decken einbauen.

Ausgehend von einer Raumtemperatur von 18°C wurde der Vorlauf mit 50°C und der Rücklauf mit 45°C definiert. Als Mitteltemperatur sind 47,5°C angesetzt. Die Steuerung erfolgt für jeden einzelnen Bereich separat, wobei ein Zeitprogramm eine genaue Anpassung an die Wärmeerfordernisse ermöglicht. Über die Gebäudeleittechnik lässt sich jeder Raum bzw. jeder Abschnitt der Heiz-Kühl-Elemente und der konventionellen Heizkörper überwachen. In den Räumen selbst gibt es keine Thermostate oder individuell zu nutzenden Einstellgeräte.

Bautafel
Objekt: Schule Antonianium
Bauherr: Landkreis Vechta
Baujahr: 1928 bis 1936, verschiedene Erweiterungen bzw. Veränderungen zwischen 1968 und 2014
Letzte Modernisierung: 2014/2015
Architekt: geising + böker gmbh, www.geising-boeker.de
Planung Heizung, Sanitär, Lüftung: PTG Planungsbüro Thomas Goldschmidt, Diepholz
Ausführung: Nieters Haustechnik GmbH, www.nieters-haustechnik.de
Wärmeverteilung: Heiz-Kühlelemente HKE-EL als Segel mit Fotodruck und in Rasterdecke
Herstellung: Best GmbH, www.best-kuehlheizen.de

Fotos: Best GmbH, Isernhagen

 

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