Mit der Energiewende und der Dekarbonisierung verändern sich die Aufgaben der Energieversorger ganz massiv. Die St. Gallisch-Appenzellische Kraftwerke AG (SAK) hat diese Herausforderung sehr frühzeitig angenommen und strukturiert umgesetzt – auch mit Hilfe der Software von Ecospeed. Sie wird nicht nur für die eigene CO2-Bilanzierung genutzt, sondern auch bei der Beratung der Unternehmenskunden auf dem Weg in Richtung „Netto Null“.

Die SAK bietet Unternehmen in der Schweiz qualifizierte Energieberatung an – und setzt die Vorschläge auch um. Bild: St. Gallisch-Appenzellische Kraftwerke AG (SAK)
Die SAK bietet Unternehmen in der Schweiz qualifizierte Energieberatung an – und setzt die Vorschläge auch um. Bild: St. Gallisch-Appenzellische Kraftwerke AG (SAK)

Das 1914 gegründete Unternehmen SAK ist ein „typischer“ Energieversorger, der die Kantone St. Gallen, Appenzell Ausserrhoden und Appenzell Innerrhoden mit elektrischer Energie versorgt und außerdem ein eigenes Glasfasernetz betreibt. Für die Strom- und Wärmegewinnung aus erneuerbaren Energien engagiert sich die SAK durch den Bau und Betrieb von Stromproduktionsanlagen, u.a. mit Wasserkraft und durch Wärmepumpen. Nicht unbedingt typisch, sondern sehr innovativ, ist das große Engagement des Unternehmens für den Umbau der Energieversorgung und -nutzung mit Blick auf die Dekarbonisierung.

Mit gutem Beispiel voran

Das Klimaziel des Energieversorgers steht fest: Bis 2040, so der Plan, hat die SAK „Netto Null“ erreicht, und das schließt die Scope 3-Emissionen mit ein. Bei der CO2-Bilanzierung ist die SAK mit gutem Beispiel vorangegangen und hat schon für 2021 eine erste Bilanz – inklusive der Scope 3-Emissionen – vorgelegt.

Florian Stemplinger, verantwortlich für die Energie- und Klimastrategie der SAK. Bild: St. Gallisch-Appenzellische Kraftwerke AG (SAK)
Florian Stemplinger, verantwortlich für die Energie- und Klimastrategie der SAK. Bild: St. Gallisch-Appenzellische Kraftwerke AG (SAK)

Für diese Aufgabe haben Florian Stemplinger – verantwortlich für die Energie- und Klimastrategie der SAK – und sein Team die Software der Ecospeed AG eingesetzt. Dafür gibt es gute Gründe: „Mit dieser Software können wir die komplexe Struktur eines Energieversorgers mit allen Netzkomponenten abbilden. Das Tool bietet zudem eine gewisse Flexibilität und wir können selbst viel anpassen. Ein weiterer Vorteil: Wir können die Daten nach den Anforderungen des sektorspezifischen Ansatzes der Science Based Target Initiative/SBTI für Energieversorger eingeben. Gut ist auch die Schnittstelle zu Ecoinvent, mit dem wir die Scope 3.1-Faktoren ermitteln können. Und nicht nur unsere Erfahrungen mit der Nutzung der Software sind gut, sondern auch unsere Zusammenarbeit mit Ecospeed.“

Aha-Effekte bei der eigenen CO2-Bilanzierung

Bei der Ermittlung der direkten und indirekten Treibhausgas-Emissionen für die SAK und alle ihre Tochtergesellschaften gab es durchaus Aha-Effekte: „Dass die Scope 3-, also die indirekten Emissionen, bei uns, genau wie bei allen Industrieunternehmen, mit über 90 % den weitaus größten Anteil beanspruchen, hatten wir erwartet. Aber dass die eingekauften Materialien, das ist der Scope 3.1-Anteil, mehr als 60 % des gesamten Fußabdrucks ausmachen, hat uns doch überrascht, ebenso die Tatsache, dass auf die Finanzanlagen, also Scope 3.15, 16 % aller Emissionen entfallen. Das hatten wir nicht so hoch eingeschätzt. Positiv gesehen heißt es: Durch bewusstes Banking kann man vergleichsweise einfach die CO2-Emissionen im Scope 3-Bereich senken.“

Gelungene Sektorenkopplung und ein „Leuchtturmprojekt“ der SAK: Die Käserei Gais bezieht im Contracting Abwärme aus dem benachbarten Rechenzentrum Ostschweiz. Bild: St. Gallisch-Appenzellische Kraftwerke AG (SAK)
Gelungene Sektorenkopplung und ein „Leuchtturmprojekt“ der SAK: Die Käserei Gais bezieht im Contracting Abwärme aus dem benachbarten Rechenzentrum Ostschweiz. Bild: St. Gallisch-Appenzellische Kraftwerke AG (SAK)

Bisher war die SAK schon ganz praxisorientiert in Sachen Emissionsreduzierung unterwegs. Das Geschäftsfeld „Energy Solutions“ plant und betreibt u.a. Photovoltaikanlagen, Wärmepumpen und E-Auto-Ladestationen. Auch in der Sektorenkopplung und im Energiespar-Contracting – siehe unten – hat die SAK umfassende Expertise.

Erweiterte Dienstleistungen: CO2-Bilanzierung und Klimafahrplan für die Kunden

Diese Erfahrung in der Praxis der Dekarbonisierung hat die SAK inzwischen mit der gewonnenen Expertise in der Erstellung und kontinuierlichen Aktualisierung ihres eigenen CO2-Fußabdrucks zusammengebracht. Florian Stemplinger: „Wir bieten unseren Firmenkunden die CO2-Bilanzierung ihres Unternehmens an – auf der Basis der Ecospeed-Plattform.“ Dabei hat das Unternehmen verschiedene Pakete geschnürt, die sich im Umfang und auch im Eigenanteil, den die Kunden leisten, unterscheiden: „Die Kunden können wählen, ob sie die Daten selbst eingeben, nachdem wir das Tool für sie aufgesetzt und freigeschaltet haben, oder wir diese Aufgabe in ihrem Auftrag übernehmen. Dann haben sie eher einen Lesezugriff auf das Dashboard.“

Für die CO2-Bilanzierung ihrer Kunden nutzen die Berater von SAK die Software von Ecospeed. Bild: St. Gallisch-Appenzellische Kraftwerke AG (SAK)
Für die CO2-Bilanzierung ihrer Kunden nutzen die Berater von SAK die Software von Ecospeed. Bild: St. Gallisch-Appenzellische Kraftwerke AG (SAK)

Für diese Dienstleistung hat die SAK schon Kunden aus ganz unterschiedlichen Bereichen von Industrie, Gewerbe und Handel gewonnen – wozu sicherlich auch die kundenfreundliche Preisgestaltung beigetragen hat. Auch hier ist SAK mit der Zusammenarbeit mit Ecospeed vollauf zufrieden: „Wir bekommen bei Bedarf schnell Support und Beratung, gerade im komplexen Feld der Emissionsbilanzierung in den einzelnen Scope 3-Bereichen.“ Darüber hinaus erarbeiten die Experten des Geschäftsbereichs Energy Solutions auf der Basis der CO2-Bilanzen gemeinsam mit den Kunden auch individuelle Klimapläne.

Viele Stellschrauben und Handlungsfelder

Optimalerweise wird die Bilanzierung dazu genutzt, Handlungsfelder für die Erschließung von Minderungspotenzialen zu erkennen. Wie sollte ein KMU dabei vorgehen? Florian Stemplinger: „Das ist natürlich stark davon abhängig, was ein Unternehmen macht und wie stark es sich schon mit den Energiethemen beschäftigt hat. Ein Dienstleistungsbetrieb muss andere Schwerpunkte setzen als ein produzierender Betrieb. In jedem Fall ist es sinnvoll, erst einmal die Hauptemissionen anzuschauen. Bei der SAK selbst machen zum Beispiel sechs Emissionsquellen 98 % des gesamten Fußabdrucks aus. Da sollte man ansetzen.“

In der Praxis bedeutet das nach der Erfahrung von SAK: Bei Heizung, Prozesswärme und Abwärmenutzung kann man in nennenswertem Maße Emissionen reduzieren und zugleich langfristig Kosten sparen. Gleiches gilt für die Eigenproduktion von Strom. Beim Serverbetrieb lohnt sich oft die Auslagerung in ein zentrales Rechenzentrum. Sie brauchen aufgrund der Skalierung weniger Energie als eine lokale Serverfarm – und wenn sie noch mit Grünstrom betrieben werden, ist die CO2-Bilanz nochmals besser.

Contracting und Sektorenkopplung

Dass man durchaus auch ungewöhnliche Ideen in den Blick nehmen und umsetzen kann, zeigt die SAK mit einem Projektbeispiel. Die Berg-Käserei Gais AG, ein moderner Käsereibetrieb, erzeugt Strom mit eigenen PV-Anlagen und nutzt die Abwärme des direkt benachbarten Rechenzentrums Ostschweiz (RZO) für temperaturgeführte Prozesse. Das Ergebnis: Die Käserei gewinnt 64 % des Wärmebedarfs und 35 % des Stroms aus erneuerbaren Energien – Tendenz steigend –, und das „Abfallprodukt“ Abwärme wird sinnvoll genutzt. Hier betreibt und finanziert die SAK die komplette Anlage, mit der zwei Unternehmen energetisch verbunden werden nach dem Contracting-Modell „Energy as a Service.“

Dieses Beispiel der Sektorenkopplung kann man als prototypisch für die Schweizer Industrielandschaft ansehen: ein traditionelles nationales Produkt (Schweizer Käse) und modernste IT-Infrastruktur sind hier gekoppelt. Die SAK steht für beides – ein traditionsreicher und verlässlicher Energieversorger, der sowohl für sich als auch für seine Kunden neue Geschäftsmodelle erschließt und die Dekarbonisierung der Industrie vorantreibt. Und mit Ecospeed ist ein Schweizer Software-Anbieter beteiligt, der weit über die Landesgrenzen hinaus Unternehmen und Kommunen die Basis für eine fundierte CO2-Bilanzierung und, daraus resultierend, für die Umsetzung ihrer individuellen Klimastrategie bereitstellt.

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